Kapelle Karl-Rahner-Akademie Freiburg
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Ansprache von Hella De Santarossa anläßlich der feierlichen Einweihung
der Karl-Rahner Kapelle im Dezember 2006
Lassen Sie mich als erstes Ihnen allen von Herzen danken, daß wir dieses gemeinsam angedachte und gewollte Werk fertigstellen, vollenden konnten. Das hat mit den Prozessen der Entscheidungsfindung begonnen. In diesen haben wir gewissermaßen vorweggenommen, was wir nun darstellen wollten, den "strahlenden Diamanten".

Denn wir haben unsere vielfältigen Ansichten und Einsichten zu einer Anschauung zusammenfinden lassen, hin auf diesen Kern, von dem selber nun wieder eine Vielfalt ausstrahlt, die die Vielfältigkeiten in uns allen anspricht und zum Ausstrahlen bringen möchte - die Vielfalt der Stimmungen, die Vielfalt der Charaktere, die Vielfalt der Lebenssituationen, und in allem die Vielfalt der Gottesbegegnungen und Gotteserfahrungen von uns Menschen und Zeitgenossen. Hoffentlich ganz im Sinne Karl Rahners. Das ist mein persönlichr Wunsch.


Denn - als Nicht-Theologin, als Laie, als Künstlerin - war ich durch das Wenige, was ich von Professor Rahner weiß und was ich mir beim Fortgang meiner Arbet an unserem Projekt zur Kennntis gebracht habe, sogleich unmittelbar angesprochen. Und das hat mir meine Arbeit leicht gemacht, sie beflügelt. Sie werden es selber bemerkt haben, diese gewisse Nähe, die ich zu den Worten dieses großen Theologen empfand, die nun ins Bild eingingen, inmitten der Splitter vom Chaos der Welt und der Seelen, die sich gleichwohl vom Licht durchleuchtet finden, und in aller wilden, oft ungeordneten Buntheit oder ätzenden Kantigkeit dennoch - wie wider Willen - am Ende ein reich strahlendes Gesamt-Bild ergeben.

Fensteröffnung
August 2004
 
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Gebäude Außenansicht
 
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In der Werkstatt

Mitten darin nun eben diese wenigen Worte - den zumindest 17 dicken Bänden von Rahners "Schriften zur Theologie" entnommen, welche hoch geschätzt sind bei Theologen wie Laien, und dies beider Konfession bis heute, wie ich auch von evangelischen Freunden weiß. Diese wenigen Worte, die - wie es vielleicht nur Karl Rahner vermochte - in einem Satz gleichsam das Ganze auszusprechen vermögen: den Menschen in seiner Welt und Gott, der in diese hineinspricht, zu uns, als Hörern seines Wortes. Dies Gotteswort gerät aber in dieser Welt gleichsam imm er wieder "unter die Räder" unserer zer-splitterten Welt und unserer wider-sprüchlichen Bestrebungen. So wird der Satz des Gottesworts von uns Menschen unterbrochen. Durch unsere Widerrede hindern wir Gott daran, sich ganz aus- und mit uns zuende zu sprechen - wir versuchen dies zumindest. Abgerissen steht so Rahners Satz "...wesentlich schon immer ..." - der uns an den "Satz", an das Ganze des Wortes Gottes erinnern will. Das Verbum fehlt. Aber wir mögen und vermögen, den Sinn bei Einsicht und Nachdenklichkeit zu ergänzen. Und: "der Mensch" - auf dem Kopfe scheint er zu stehen. Von rechts nach links schreibt er sich, in Erinnerung an die hebräiche Ursprache der Offenbarung. Und spiegelbildlich erscheint der "Hörer des Worts" - ist er nicht Gottes Ebenbild, trotz aller Verworrenheit? obwohl "auf den Kopf gestellt", auf den Kopf seiner Ideologien und Idiosynkrasien, statt auf die Füße, auf dem Weg des Glaubens.


Mitte April 2005 beginnt die Montage des aus drei Teilen bestehenden Fensters.


Und das alles, das ganze Fenster, weist nach oben, leitet von oben nach unten. Ja, es ist ein Fenster. Ein Fenster schaut nach innen - bringt Licht nach Innen! Das soll man nicht vergessen, und auch das, meine ich, ist in Karl Rahners Sinn: das Licht der Schöpfung Gottes, das sich auf die Welt ergießt und in die Herzen und Seelen der Menschen, es muß auch nach Innen in den Raum der Kirche eindringen und diesen mit dem Außen verbinden, daß wir die Welt und das Leben in ihr nicht vergessen, wenn wir "drinnen" sind, in der Kirche. Und nur so entsteht auch der bunte Glanz und die Farbenpracht eines solchen Fensters. - Aber das Gleiche gilt nun auch anders herum: das Fenster läßt uns nach "draußen" blicken, durch seine vielfältigen Farbmusterungen hindurch, diese Welt mit den Augen des Glaubens sehen, für sie Fürbitte leisten und sie er-hellen helfen durch unser eigenes Leben. - Aber beides geschieht durch ein Fenster, das nicht nur nach Drinnen oder Draußen schaut, sondern nach Oben: nach Oben von wo jenes Wort Gottes herabkommt und uns trifft, hier unten, die wir es hören.


Das Modell macht es deutlich: Je nach Helligkeit, Lichteinfall und Sonnenstand verändert sich die Farbwirkung im Inneren der Kapelle.

Auf uns, die wir es hören, etwa im Gottesdienst hier in der Kapelle. Aber nun sagt uns ja Karl Rahner, daß wir "schon immer Horchende" sind auf eine Offenbarung Gottes, Hörer des Wortes. Aber er meint dabei auch, daß wir es sind auch sind in Seiner Ansprache an uns, da, wo sie ohne Worte geschieht. Das kann in jeder Lebensbegegnung der Fall sein. Und - so sagt es Karl Rahner, und ich danke ihm dafür als Künstlerin in besonderer Weise - auch in der Begegnung mit Kunst. Mit dem, was wir als Künstlerinnen und Künstler in den "wortlosen" Künsten auszusprechen versuchen, sei es in Malerei, in Skulptur oder in Glasgestaltung. Nicht nur auf ein "religiöses Thema" komme es dabei an, so schreibt er in seinem Aufsatz "Zur Theologie der religiösen Bedeutung des Bildes" (Bd. XVI Ges. Schriften, 348ff), sondern auf die Möglichkeit eines religiösen Sehens, das durch ein Kunstwerk angeregt werden kann. Das Auge, wenn es ein "Auge des Glaubens" ist, mag nicht nur Licht als physikalische Wirklichkeit sehen (das ist ja die wichtigste "Materie" worauf neben dem Glas selber der Glas-Künstler sich beziehen kann). Es möge nicht nur Glasspliter oder helle und farbige Flächen im Fenster sehen. Es möge, das wäre mein Wunsch für die Betrachtenden, es möge einen Abglanz vom ewigen Lichte zu sehen lernen, gebrochen in den Widrigkeiten unserer Niederungen.

Und mittig möge der Diamant strahlen -gleichsam ein rocher de bronze in der Erscheinungen Fülle, veweisend auf das Eine im Vielen. Das Gewisse im Ungewissen. Der Verweis auf Gott selber im "Fließenden Licht der Gottheit" (wie Mechthild von Magdeburg von ihren Visionen sagte). Die Sicht des Künstlers - ja die Vision des Künstlers -sie möge auslösen und zusammenfinden mit der Sicht des Betrachters. Mit der Vision eines jeden, einer jeden Gläubigen. Ich danke Ihnen sehr.