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Schon in der Antike ruhten während des Zeitraumes der olympischen Spiele jegliche Kriegshandlungen und für die Dauer von 12 Wochen bedeutete der sportliche Wettkampf eine Friedenszeit. Als in der Neuzeit - 1896 - die olympischen Spiele wieder begründet wurden und erstmalig in Athen stattfanden, blickte Europa auf eine Epoche zahlreicher Kriegshandlungen und eine vollkommene Neuordnung nationalstaatlicher Territorien zurück. Nicht von ungefähr fanden diese ersten Spiele, die Pierre de Coubertin 1894 initiiert hatte, am Ausgang des 19. Jahrhunderts statt und sollten dem 20. Jahrhundert ihre friedliche Symbolkraft geben. Dennoch fanden im 20. Jahrhundert zwei Weltkriege statt und die Spiele 1936 in Berlin galten schon unter Zeitgenossen als Schauspiel der Macht und nicht mehr des Friedens. Auch die Spiele nach 1945 waren immer wieder von tagespolitischen Ereignissen überschattet, so auch 1972 in München, als bei dem Attentat auf die israelischen Sportler viele verletzt und elf getötet wurden. Die olympischen Spiele haben trotz dieser schwerwiegenden Attacken überlebt. Seit 1992 bemühen sich das IOC und die UNO gemeinsam darum, während der Dauer der olympischen Spiele Kriege auszusetzen und weltweit Frieden einzuhalten. Die Einkehr der olympischen Spiele 2008 in Beijing bedeutet eine Verstärkung dieser Forderung. Das Projekt der Global-Künstlerin Hella De Santarossa, alias Hella Santarossa, sieht für Beijing an zentraler Stelle einen etwa 20 Meter hohen Olymp-Obelisken, der Mantel aus Glas mit eingravierten Signaturen der Sportler, gefüllt mit deren Requisiten. Diese begehbare und beleuchtete Skulptur wird als Zeitzeichen und Symbol der weltweiten Völkerverständigung mit Sportlerinsignien befüllt und erinnert in ihrer Materialität einerseits an die olympischen Ereignisse 2008, andererseits konserviert das Wahrzeichen temporäre Olympereignisse für die Nachwelt. Die Künstlerin Hella De Santarossa hat bereits 1995 in Berlin an einem historisch bedeutenden und mit der Olympiade von 1936 eng verknüpften Ort, dem Theodor-Heuss-Platz, den bislang weltweit einzigen freistehenden Glas-Turm, als Blauen Obelisken geschaffen, der inzwischen neben dem Brandenburger Tor und der Siegessäule zu einem weiteren Wahrzeichen Berlins geworden ist. Hella De Santarossa entwickelt die ästhetische Schönheit ihrer Obelisken bewusst aus transluzentem Glas. Ihre künstlerische Intuition und ihr hohes technisches know-how um die Behandlung dieses fragilen Materials, verbunden mit den notwendigen statischen Voraussetzungen, fasziniert im Ergebnis immer wieder nicht nur Kunstkenner und -liebhaber, sondern auch Ingenieure und Architekten. So erwachsen mittels des Werkstoffes Glas transparente Skulpturen, die sowohl zeitlos als auch an das jeweilige Ereignis gebunden sind. Diese Dualität ließe sich kaum mit einem anderen Werkstoff so überzeugend herstellen und entspricht dem künstlerischen Œuvre Hella De Santarossas im öffentlichen Stadtraum. Ihre gläsernen Skulpturen wollen nicht verstören, aber zum Verweilen einladen, zur Auseinandersetzung mit dem Thema Frieden und Völkerverständigung wie es auch der IOC in Sydney 2000 für die zukünftigen olympischen Spiele forderte: "Unser Ziel ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, einen Geist des Friedens auf der Welt zu schaffen." Transparenz ist hierfür eine wesentliche Voraussetzung – und nichts ist transparenter als Glas in der Form, wie es Hella De Santarossa künstlerisch bearbeitet und einsetzt. |