Da mich täglich der Weg von zu hause zum Atelier mit dem Fahrrad eng an der Mauer vorbeiführte, ich die einzelnen Mauerstreifen abfuhr und so auch am Abend des ersten geöffneten Grenzübergangs am Check Point Charlie entlangfuhr, um meine Brezelmappe (Thema: die Zusammenführung der zwei Stadthelfen, die Mauer als Gartenzaun, zwischenmenschliche Beziehungen) im Künstlerhaus abzuschließen. Doch die Geschichte, die wir seid zwei Jahren erahnten, überrollte mich/ uns.

( Der Blaue Obelisk am Theodor-Heuss-Platz hatte übrigens zu der Zeit den Arbeitstitel Glasnost). Ich stand mit vielen beim Café Adler am Check Point Charlie( wo im Oktober noch eisige Stille war und nur ein Betrunkener wagte es den weißen Todesstreifen vor der Mauer auf Westseite hin torkelnd verbotenerweise zu überschreiten. Die DDR Offiziere wussten nicht wie sie sich verhalten sollten, ohne die Contenance zu verlieren - und die Journalisten, begrüßten mich an diesem eisigen Abend im Cafe Adler, eben wo Gorbatschow zum 40.Jahrestag zu Besuch war, und keine Westpresse auf die Ostseite dürfte. Eine der vielen tausenden Absurditäten)

Somit gibt es zu dieser Mappe in Nachtaktionen erstellte Sonderdrücke über dieses Weltereignis.

Vor der Mauer des Brandenburger Tors waren Menschenmassen Tag und Nacht, auf der Mauer, neben der Mauer, zwischen Kameras und Politikern gemengt, sah ich mich wieder, mein Diktaphon auf und Fotoapperat immer auf Aufnahme gestellt. Der größte Menschenjubel brach aus wenn sich unser 1989 designierter OB Walter Momper, unser heutige Präsident, sehen ließ. Ich stand auch auf der Mauer, bis die Vopos mich/uns sanft herunter komplimentierten, auf der Ostseite sah ich Panzer und riesige Wasserwerfer. Die Stimmung schwankte zwischen Freude und Gefahr.

Der erste Trabi durch den Potsdamer Platz, das erste Stück Mauer war durchbrochen- und Menschen strömten zu uns, mit überwältigender Begrüßungsfreude empfangen. Am 11.11.1989 stand auch zum ersten Mal die Ost- und Westpolizei zusammen in einer Reihe mit roten Rosen im Knopfloch ......

Diese unzähligen Eindrücke, über tausendfach mehr, als hier beschrieben, sie sind in meinem Herzen eingebrannt. Ich wurde zum reflektierenden Spiegel des Geschehens.



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